Rudern

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Seit vielen Jahren rudere ich auf dem Rhein und seit der Pandemie auch im Keller auf dem eigenen Ergometer. Diese Sportart hilft mir meinen Rücken zu stabilisieren und das Bürohocken auszugleichen. Ich betreibe diesen wunderbaren Sport allerdings nicht als Leistungs- sondern als Breitensport bzw. Wanderrudern im Verein.


Mittlerweile habe ich auch das erste Kind schon mit der Ruderbegeisterung angesteckt. Hier findet Ihr einige Infos, die ich über die Jahre gesammelt habe und weiter ergänzen werde, um die Begeisterung für diesen Sport auch anderen nahe zu bringen.


Dabei begeistern mich mittlerweile alle Formen von muskelbetriebenen Booten auf der Welt. Hier werde ihr demnächst auch meine eigenen Entdeckungen finden. Zwar darf ich auch Motorboote fahren, aber Skullen, Pullen und Paddeln finde ich viel spannender.

 

Vom Bayerwerk nach "Kappes"-Hamm - mein erster Rheinmarathon 2021

Frustriert aus der Pandemie, Bewunderer der Transatlantikruderer meiner Lieblingswhisky-Marke und mit zehn Jahren Rudererfahrungen nahm ich 2021 erstmals am 50. Rheinmarathon der RV Germania Düsseldorf von Köln-Stammheim nach Düsseldorf-Hamm teil. Mit einer Supersteuerfrau im Vierer ging es auf die Strecke. Schon am Start rutschte mein Fußriemen aus der Schnalle und 20km ruderte ich quasi einbeinig. Durch die zeitraubende Einfädelei verlor mein Team gute 5min auf die Gesamtzeit - aber der olympische Gedanke stand ja im Vordergrund. Vorbei an Kölns Fordwerken, Leverkusen, Monheim und Düsseldorf bis km 35 kein Problem, hier begann dann das Gesäß zu rebellieren.

Bis km 39 war das auszuhalten, hier krampften dann die Oberschenkel. Das waren die längsten 3km meines Ruderlebens und am Steg konnte ich (wirklich) nicht mehr laufen, den Deich kam ich kaum hoch. Es dauerte 30min und zwei kalte Altbier, bis sich die Muskeln wieder soweit lockerten, dass ich meinen albernen Trippelschritt aufgeben konnte. Gott sei Dank hat ein kräftiges Landungsteam des Veransatlters unseren Kahn aus dem Rhein gehoben, ich konnte einfach nicht... Und so wundert es nicht, mein Entschluss stand fest - das mache ich nochmal!

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Als leidenschaftlicher Ruderer bin ich auch im Ausland schnell von Booten aller Art fasziniert. Eine besondere Rudertechnik habe ich auf Malta entdeckt. Die Ruderregatta im Großen Hafen von Valletta auf Malta ist Bestandteil des Nationalfeiertags Victoty Day (Jum il-Vittorja) und des katholischen Patronatsfest „Feast of Our Lady of Victory“ auf Malta am 8. September.  Die Regatta geht zurück in das späte 16. Jahrhundert, als die Gemeinden rund um den großen Hafen die Erlaubnis des Großmeisters des Johanniterordens erhielten, eine Ruderregatta zum Bestandteil ihrer Patronatsfeste zu veranstalten. Diese Tradition wurde auch nach dem Untergang des Ordens fortgesetzt und 1822 übernahm die Pfarrgemeinde von Senglea die Organisation. Am Nationalfeiertag finden rund um den Hafen Feste und Umzüge von Musikappellen statt, ein Wasserkarneval mit buntgeschmückten Booten und zum Abschluss frönen die Malteser ihrem Lieblingssport: Feuerwerke mit den lautesten und größten Böllern westlich von China.

 

Am Nachmittag findet die Regatta zwischen den Rudervereinen der Städte, die an den Großen Hafen angrenzen, statt. Die spannenden Rennen in verschiedenen Bootsklassen der traditionellen maltesischen Ruderboote werden von tausenden Anhänger an den jeweiligen Wasserfronten der sieben Orte Valletta, Vittoriosa, Senglea, Kalkara, Cospicua, Birzebbuga  und Marsa, verfolgt. Auf den mittelalterlichen Festungen versammeln sich die Einwohner und feuern ihre Teams an. Dabei herrscht eine strenge lokalpatriotischen Rivalität –zwischen den Teams und den Fans.

 

Es gibt sieben Rudervereine, die Regatta Clubs Birgu (Vittoriosa), Bormla (Cospicua), Isla (Senglea), Kalkara, Marsa, Marsamxett (Valletta), and die Newcomer Birzebbuga. Die Rudervereine müssen laut Satzung des Ruderverbandes mindestens 100 Mitglieder haben. Die meisten sind jedoch passive Mitglieder, die vor allem Spenden sammeln, die Vereine verwalten, die Boote pflegen und gesellschaftliche Events veranstalten. Die Orte schmücken sich mit den Fahnen ihres Viertels. Die verschiedenen Orte waren vorgelagerte Bestandteile der Festung Valletta und vom Johanniterorden gegründet. Die jeweiligen Zungen des Ordens hatten eigene Viertel bzw. Städte innerhalb der Festungsanlagen rund um das geschützte Naturhafenbecken. Zungen waren die nationalen Ordensteile aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, . Die Bezeichnung Zungen stammt aus dem französischen Langue. Die Farben der Ruderclubs geben diese Ursprung teilweise noch wieder. So ist in Senglea, dem Ort der spanischen Zunge Rot-gelb die dominante Farbwahl.

 

Es gibt fünf Bootsklassen, die auf den traditionellen Fischerbooten, den Luzzus basieren. Ein Luzzi hat vor allem eine hochgezogenen Bug und ein hohes Heck, die an die venezianischen Gondeln erinnern. Die Formgebung lässt sich bis zu den Phöniziern zurückverfolgen. Die Boote sind bunt bemalt und haben zum Schutz vor dem Bösen im Meer ein Auge am Bug.

 

Die Bauart ist streng reglementiert. Die Sitze sind traditionell fixiert, es werden Riemen gerudert und es gibt keine Ausleger. Die Riemen sind lediglich in einer Dolle an der Bordwand befestigt. Natürlich ist auch hier das Riggern entscheidend für die Geschwindigkeit im Wettkampf. Die Dollen werden mit Unterlegscheiben aus Holz eingestellt. Die Dollen für den stehenden Ruderer werden mit schmalen Holzlatten, die auf der Bordwand montiert sind, in der richtigen Höhe angebracht. An den einzelnen Stiften der Dollen werden die Riemen mit ölgetränkten Tauschlaufen eingebunden.


Das Dghajsa tal-Pass b'Zewg Imqadef ist ein Riemenzweier. Die beiden Ruderer sind sich gegenüber positioniert. Der Ruderer in Fahrtrichtung steht, während der zweite Mann in klassicher Ruderposition vor ihm sitzt. Diese ungewöhnliche Besatzung allein ist schon sehenswert.Ein Dghajsa tal-Midalji b'Erba Mqadef ist ein reines Rennboot. Es ist schmaler und leichter als die traditionellen Boote und hat weniger hohe Bug- und Heckflossen. Auch hier stehen zwei  Ruderer in Fahrtrichtung, zwei sitzende Ruderer wenden sich Ihnen zu.

Das Kajjik b'Zewg Imqadef ist deutlich kürzer und hat eine niedriges Heck. Es wird zu zweit in der bekannten Vis-a-vis Position gerudert.









Die Frejgatina b'Zewg Imqadef u Tmunier ist ein Zweier mit flachem Heck und wurde zum Bergen von über Bord gefallenen Kohlen im Hafen genutzt, als  die Dampfschiffe im Hafen von Valletta  beladen wurden.

 

Das Rennen wird auf einer Distanz von 1200 Metern zwischen Marsa und der Zollstation in Valletta ausgetragen. Es werden zehn Einzelrennen gefahren, in jeder Bootsklasse zwei (Open und U25). In jedem Rennen erhalten die ersten drei Boote einen Preis. Der erste Preis ist die Trophäe Is-Shield. Um ihre Ruderer weiter zu motivieren, den prestigeträchtigen Preis zu gewinnen, loben die Vereine interne Geldpreise aus. Die Schiedsrichter kontrollieren das Rennen von Begleitbooten aus. Die Strecke ist in sieben Bahnen unterteilt, eine  Bojenmarkierung ist aber wegen des tiefen Wassers nicht möglich. So werden die Bahnen im Wettkampf schnell ignoriert. Da die Boote schwer zu steuern sind und kreuzende Winde die Boote abdrängen, gibt es schnell Rangeleien im Rennen. Der Start ist an einem über das Wasser gespannten Leine, die die Ruderer festhalten müssen, bis der Startschuss fällt. Die Zielfahrt wird mit einem Fotofinish festgehalten. Die Maltesische Marine begleitet das Feld mit großen Patroullienbooten, auf denen das Komitee und Vertreter der Vereine das Rennen beobachten. Da auch viele Fans ihre Yachten in den Hafen steuern, um ihre Teams vom Wasser aus anzufeuern, ist das Rennen hin und wieder unübersichtlich. Trotz dieser vielen Beobachter gibt es regelmäßig Proteste der unterliegenden Vereine, weil Bahnen verlassen wurden und der Ausgang der Protestverfahren führt dann zu weiteren Kontroversen.

 

Ich hatte das Glück während meiner Referendarzeit in einer maltesischen Kanzlei 2001 den Nationalfeiertag mitzuerleben. Mit meiner Freundin (und heutigen Gattin) war ich nach Senglea gefahren und wir fanden einen Platz unterhalb des 1554 gebauten Forts St. Michel mit dem Wachturm Vedette, der ein Relief in Form eines Auges und eines Ohrs. Über uns wehte eine riesige rot-gelbe Flagge und der Bierstand des Rudervereins L´Isla war angenehm nah. Das Bootshaus, das unterhalb der Festung direkt am Ufer steht, versorgte die Fans mit selbstgemachten Snacks und lauter Musik. Da das Team von Senglea in vier Rennen den zweiten Platz gewinnen konnte, war die Stimmung an unserem Beobachtungsposten grandios. In der Bootsklasse Kajjik b'Zewg Imqadef jedoch wurde das Team vom Wind abgetrieben, disqualifiziert und kam sehr gefrustet zurück zum Bootshaus. Die meisten Rennen 2001 gewann der Ruderverein von Marsa, zum achten Mal in Folge. In den Tagen nach dem Rennen waren die Sportseiten der beiden Zeitungen Times of Malta und Malta Independent mit langen Abhandlungen über Fairness und Siegeswillen gefüllt. Der September ist für die kleine Mittelmeerrepublik Malta eine gute Reisezeit. Es ist durchaus noch sehr warm, dabei aber nicht unerträglich heiß und schwül wie noch im August. Wer also als Ruderer eine Reise nach Malta plant, sollte versuchen, am Nationalfeiertag dort zu sein. Es lohnt sich.


weiterführende Infos:

https://maltarowing.com/mt/en/

 

Rudern auf Malta - eine sportliche Tradition mit historischem Background

Sloeproejen - niederländische Ruderrettungsboote werden Sportgeräte

Bei einem Aufenthalt auf Ameland fielen sie mir auf - Ruderjollen mit Sponsorenaufschrift. Die sogenannten Sloepen (also etwa Schaluppen) werden zu Regatten genutzt. Es gibt eine richtige Wettbewerbsreihe und es wird nichts geringeres als die Dorf- oder Inselehere verteidigt.


Leider waren wir um Ostern da, so dass nur Training stattfand. Aber immerhin gab es Ostersamstag ein erstes Rennen rund um und durch Utrecht. Diese Langstreckenregatta kam sogar im Lokalfernsehen.



Weiterführende Links:

https://www.sloeproeien.nl/

https://www.urvviking.nl/activiteiten/hart-van-holland



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Venezianisches Rudern - in Venezia und am Lago di Garda

Während unseres Urlaubs am Lago Di Garda und in Venedig lernte ich die klassischen Renngondeln kennen. Tatsächlich gibt es Vereine am See, die das venezianische Rudern (Voga alla Veneto) pflegen, ähnlich der Technik, die ich in Malta kennengerlent habe. Aber auch in Venedig gibt es neben den klassischen schwarzen ( Touristen-)Gondeln sportliche Varianten. Diese sind farbig, oft rot und werden ebenfalls für Rennen verwendet.

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Die Forcola -  Schmeichelholzskulptur mit Funktion

Während des Besuchs in Venedig hatte ich Gelegenheit die wunderbare Werkstatt von Saverio Pastro und Pietro Meneghini in der Fondamenta Soranzo 341 auf der Universitätsinsel Dorsoduro, Venezia zu besuchen. Die beiden Remi stellen hier diese speziellen Rudergabeln für Vendigsgondeln her, produzieren aber auch Miniaturen verschiedener MAßstäbe 1:4, 3:7 etc. und verkaufen diese als Skulpturen weltweit. Die verschiedenen Auflagen werden für jeden Gondolieri maßgeschneidert und so entstehen wunderschöne, spannende Holzkunstwerke. Mein Budget reicht nur für eines der letzten 1:10 Modelle, diese kleinen 10cm Versionen werden leider nicht mehr hergestellt.